10 Tipps für einen stressfreieren Alltag

Dein Leben wird nie komplett stressfrei sein – aber du kannst deinen Alltag stressfreier gestalten

Es ist Sonntag und ich denke an die kommende Arbeitswoche. Das wird richtig anstrengend und dazu kommen noch einige private Termine und Projekte. Puh!

Geht es dir (manchmal) ähnlich?

Und wie von Zauberhand kommen in unseren Feed die Versprechen diverser Coaches und Berater, dass man nur xyz umsetzen müsste, um wieder stressfrei leben zu können. Meistens muss man dazu vorher einen sehr teuren Kurs bei ihnen buchen, damit das dann auch so richtig gut klappt mit dem stressfreien Leben. Dafür wird dann aber alles ganz easy und der Kurs zeigt dir, wie du ganz einfach völlig stressfrei wirst - VERSPROCHEN!

Das klingt wunderbar und ich gebe es zu: ich wünsche mir das auch öfter. Stressfrei leben, einfach meinen (Arbeits-)Tag gestalten, wie ich es möchte, keine Kollegen und Chefs, die mir angeblich dringende Aufgaben aufbürden, keine störenden Telefonate, chillig den Bauch in die Sonne halten, entspannen, regelmäßig zum Sport, Freunde und/oder Familie treffen, Katzen kraulen (oder jedes beliebige andere Tier), pünktlich Feierabend machen und einfach mal Zeit haben, um gesund jede Mahlzeit selbst zu kochen. Oh, und natürlich will ich auch endlich die gesammelten Bücher neben dem Bett lesen. Das alles möchte ich natürlich auch einfach erreichen, ohne dass ich etwas dafür tun muss oder etwas ändern sollte.

Erkennst du dich da irgendwie wieder? Wie schön wäre es, wenn wir nicht mehr am Sonntag schon über die kommende Woche grübeln, wenn wir nicht mehr von Wochenende zu Wochenende leben und uns schon im Juli trösten, dass wir im Oktober ja endlich Urlaub haben und wir nur noch ein bisschen durchhalten müssen.

In solchen Situationen, wenn es uns langsam alles über den Kopf wächst und wir anfangen zu schwimmen, sind wir besonders empfänglich für die Versprechen des stressfreien Lebens. Geld spielt irgendwann auch keine Rolle mehr. Wir wollen einfach nur raus aus dem Hamsterrad und uns endlich wieder, wie wir selbst fühlen. Dafür werden teure Retreats gebucht, Nahrungsergänzungsmittel finden ihren Platz in unseren Küchenschränken und wir hoffen auf jedes noch so skurrile Versprechen. Aber bitte alles schön einfach und ganz schnell muss es auch gehen! Also, am besten wäre sofort und ohne jeden Aufwand. Na gut, vielleicht ein bisschen Aufwand, damit man das Gefühl hat, man hätte etwas für das ausgegebene Geld bekommen.

Zeit für die manchmal bittere Wahrheit

Leider ist es nicht ganz so einfach mit dem stressfreien Leben, wie es dir die Wellness-Industrie und einige unseriöse Coaches vorspielen bzw. versprechen. Die Wahrheit ist: Du kannst kein komplett stressfreies Leben führen!

So, nun ist es raus und vielleicht ist es auch nicht das, was du gerade lesen wolltest. Aber so ist es halt. Warum ist das so? Weil Stress lebensnotwendig ist. Klingt erstmal komisch, oder? Warum sollte Stress uns beim Überleben helfen? Meistens haben wir doch eher das Gefühl, er hindert uns am schönen Leben oder sabotiert zumindest unsere Vorstellung davon.

Stell dir folgende Situation vor: Du gehst ein wenig in Gedanken versunken durch die Gegend, in der du lebst. Du kennst dich da gut aus, also ist es auch kein Problem, wenn du mal nicht 100% auf deine Umgebung achtest. Und plötzlich, wie aus dem Nichts, ertönt eine schrille Hupe. Du blickst auf und in dem Augenblick, in dem du das Auto siehst, reagierst du auch schon, ohne bewusst nachzudenken und springst zurück von der Straße auf den sicheren Gehweg.

Was ist passiert? Du wolltest, ohne auf den Straßenverkehr zu achten, über die Straße gehen und hast ein Auto übersehen. Als du angehupt wurdest, hat dein Gehirn in Bruchteilen von Sekunden für dich entschieden: hier besteht Gefahr und einen ordentlichen Hormoncocktail ausgeschüttet (Hauptsächlich Cortison). Dadurch geht dein Herzschlag schneller, die Pupillen weiten sich und deine ganze Muskulatur ist bereit für Höchstleistung und eine schnelle Reaktion. Die Reaktion ist auch augenblicklich erfolgt, du stehst wieder sicher auf dem Gehweg. Vielleicht spürst du dein Herz noch schlagen und fühlst dich auch noch angespannt. Atme erstmal kurz durch.

Das ist Stress. Dein Gehirn hat deinem Körper ein Signal gegeben: Achtung - Gefahr! Erst dadurch konntest du, ohne nachzudenken, reagieren. Diese Stressreaktion ist überlebensnotwendig. Stress warnt dich vor Gefahren. Das ist auch der Grund, warum wir nicht ohne Stress leben können. Es ist unsere natürliche Reaktion auf Gefahren, die wir dringend benötigen.

Die Stressreaktion in unserem Körper hat sich auch im Laufe der Evolution nicht verändert: vor tausenden vor Jahren ist einer deiner Vorfahren vermutlich durch die identische Stressreaktion sehr erfolgreich vor einem Säbelzahntiger geflohen, so wie du im heutigen Straßenverkehr Autos ausweichst.

Es gibt leider einen Nachteil daran, dass unsere körperliche Stressreaktion sich nicht den modernen Alltag angepasst hat: wir haben weniger Möglichkeiten, Stress abzubauen. Bleiben wir bei dem Beispiel von eben: dein Vorfahr hat den Säbelzahntiger gesehen, ist umgedreht und so schnell gerannt, wie er nur konnte. Allein durch diese körperliche Aktivität wurden die Stresshormone reduziert und das Stresslevel hat sich wieder gelegt. Abends am Lagerfeuer war dann auch schon alles wieder ok und man konnte gemeinsam über das kleine Abenteuer grinsen.

Was passiert nun mit uns im Alltag? Wir bauen unseren Stress kaum ab: nachdem Schreck im Straßenverkehr kommt vielleicht der Ärger bei der Arbeit, danach die unerledigte Hausarbeit, der Nachbar übt schon wieder Geige, der Blick auf den Kontoauszug verheißt nichts Gutes und zu allem Überfluss gibt die Waschmaschine auch noch den Geist auf. Um dir selbst eine Auszeit zu gönnen bleibt bei einem solchen Tag wirklich keine Zeit, für Sport hast du gerade keine Energie, Freunde treffen ist zu anstrengend und in der Zeit, in der du dir ein Bad gönnen könntest wäre es doch viel sinnvoller noch schnell die Wäsche zusammenzulegen. Und irgendwer muss doch auch noch die anstehende Geburtstagsfeier vorbereiten!

Puh, und was nun? Ein Blick in die sozialen Medien zeigt dir einige Heilsbringer an, schnell und unkomplizierte Lösungen, vielleicht wäre es ja doch möglich…?

Die einfache Antwort lautet NEIN!

Du musst selbst an deinem Stress arbeiten

Das klingt einfach, kann aber manchmal wirklich anstrengend sein. Denn es gibt leider keine Pauschallösung für jeden von uns. Stress ist sehr individuell und von vielen Faktoren abhängig:

  • Wie hast du geschlafen?

  • Wie bist du mit Nährstoffen versorgt?

  • Wie bewertest du die Situation?

  • Was sind deine Glaubenssätze?

  • Wie ist deine Einstellung zu der Situation?

  • Hast du eine Doppelbelastung in Beruf und Familie?

Googelst du ein wenig im Internet findest du als Definition für Stress, dass es sich hierbei um Gefühl handelt, dass durch eine erhöhte Anspannung bzw. Belastung entsteht. Diese kann sowohl psychisch als auch physisch sein. Auf Dauer ist dies schädlich und kann neben körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Nervosität und Verdauungsstörungen zu ernsthaften psychischen Störungen bis zu Depressionen führen.

Jeder von uns sollte daher auf die (eigenen) Anzeichen achten und aktiv gegensteuern, zumindest sobald du merkst, dass Stress anfängt dich zu belasten. Denn es gibt ja auch noch die stressigen Momente, in denen man zu Höchstform aufläuft. Ich zum Beispiel erarbeite die besten Ergebnisse kurz vor Abgabetermin. Das war schon immer so und seitdem ich es akzeptiert habe kann ich es auch sehr gut in meinen (Arbeits-)Alltag integrieren. Rein körperlichen laufen die identischen Prozesse ab wie in negativen Stresssituationen. Man geht nur anders damit um: indem die aktivierten Energien zur Umsetzung und Bearbeitung der Situation genutzt werden. Dafür ist es aber wichtig, dass du dir selbst sagst: "Ich kann die Situation/Aufgabe/Herausforderung lösen!" und nicht "Das kann ich nicht, das schaffe ich nicht, wie soll ich das jetzt auch noch machen?!".

Damit wären wir auch schon beim nächsten Punkt:

Du musst aktiv werden!

Erkenne, was Stress bei dir auslöst. Führe ein Stresstagebuch: was hat dich wann gestresst? Was war der Auslöser? Warum hast du dich gestresst gefühlt? Wie waren deine Emotionen und wie hast du mit dir selbst gesprochen? Das kannst du direkt in der Situation aufschreiben oder am Ende des Tages. Nach einer Weile (ich gebe es in Coachings und Workshops gern als Aufgabe für 14 Tage) wirst du einen guten Überblick haben, was deine Stress-Trigger sind.

Als nächstes geht es darum, die Auslöser zu minimieren, entweder bereits im Vorfeld oder indem du beginnst, anders mit ihnen umzugehen. Denn das ist es, was deinen Stress im Alltag geringer werden lässt. Dein Umgang damit!

Es dreht sich also eigentlich um dich und das ist, finde ich, das großartige an dem Umgang mit Stress: du kannst es beeinflussen! Du musst nicht warten bis etwas passiert, sondern bist aktiv an der Lösung beteiligt. Das ist auch anstrengend und nicht immer einfach, aber es gibt dir auch Unabhängigkeit. Du kannst in deinem Tempo und mit deinen Prioritäten deine Stresskompetenz umsetzen und lenken. Wie großartig ist das denn bitte?

10 Tipps für deinen persönlichen Umgang mit Stress

Das klingt vielleicht bisher alles gut und schön, aber dir fehlen noch die Ideen, wie du an deiner Stresskompentenz arbeiten kannst oder was du tun könntest, um Stress vorzubeugen?

Lass dir von mir ein paar Ideen und Impulse geben:

  1. Setz Prioritäten! Du musst nicht alles schaffen, entscheide, was jetzt wichtig ist und umgesetzt werden soll. Der Rest kann warten.

  2. Plane deine Zeit! Setz dir vielleicht im Arbeitskalender Zeitblocker für Tätigkeiten wie Mails lesen etc. oder das ToDo, das du umsetzen möchtest. Nimm dir einen festen Wochentag, an dem du den Nachmittag nur Zeit für dich einplanst.

  3. Triff deine Freunde! Egal wie stressig es gerade sein sollte, es ist unglaublich wichtig die sozialen Kontakte zu pflegen.

  4. Lass dir helfen! Niemand, wirklich niemand muss alles allein schaffen! Nach Hilfe zu fragen ist keine Schwäche und du darfst darum bitten.

  5. Annehmen von Situationen, die du nicht ändern kannst! Das ist schwierig, aber es gibt sie einfach, die stressigen Situationen, die du nicht zu verantworten hast, aber auch nicht ändern kannst. Versuch es auch nicht, sondern finde die für dich beste Lösung, um sie zu bewältigen.

  6. Finde Positives! Insbesondere in Stresssituationen noch das Positive zu sehen kann herausfordernd sein. Es ist aber etwas, das du lernen kannst. Fang an, ein kleines Tagebuch zu schreiben und jeden Abend schreibst du auf, was an dem Tag positiv war (vielleicht immer drei Dinge oder mehr?).

  7. Mach Pause! Ernsthaft, Pausen sind wichtig. Nimm dir eine Auszeit oder dein Körper wird sich eine holen. Kleine kurze Pausen im Büro oder ein ganzer Tag nur für dich - egal was, Hauptsache du nimmst dir deine Pause.

  8. Pflege dein Hobby! Ein Hobby ist etwas, was dir Freude und Entspannung bringt. Vernachlässige es nicht.

  9. Geh raus! Ein Spaziergang in der Natur senkt unser Stresslevel ungemein, das ist auch wissenschaftlich bewiesen. Hast du einen Wald in der Nähe? Einen See? Geh in die Natur. Vielleicht nimmst du eine Freundin/einen Freund mit und pflegst so gleichzeitig noch deine sozialen Kontakte.

  10. NEIN sagen! Lerne das Wort "Nein" öfter in deinen Alltag zu benutzen. Nein, die Zusatzaufgabe kann ich nicht heute erledigen. Nein, ich kann keinen Kuchen für den Basar backen. Nein, heute möchte ich nicht mit in die Kneipe kommen, ich brauche Zeit für mich.

Das sind nur ein paar Ideen, die ich dir mitgeben möchte. Vielleicht sind dir beim Lesen spontan noch weitere Ansätze für dich und deinen Alltag in den Sinn gekommen. Probiere es aus! Du musst nicht alle Ideen umsetzen, vielleicht sagen dir einige auch nicht zu. Ich bin mir sicher, du wirst andere finden, die gut zu dir und deinem Leben passen.

Gib dir Zeit und sei etwas "gnädig" mit dir bei der Umsetzung. Niemand kann sofort sein Leben und seinen Alltag umkrempeln und stressfreier sein. Darum geht es auch gar nicht, sondern darum, dass du dir bewusst machst, was dich stresst und du dir ebenfalls bewusst machst, dass du es in der Hand hast, etwas zu verändern.

Lass dir dabei die Zeit, die du brauchst, lächle über Rückschläge und finde deine Strategie für einen stressfreieren Alltag. Viel Freude dabei wünsche ich dir!

Zurück
Zurück

Stressfrei durch die Weihnachtszeit

Weiter
Weiter

Was ist Stress und warum Yoga hilft